Mit seinen gemalten Bildern auf alten Brettern und Türen erzählt Edrissa seine Geschichte auf eine bildliche Art und Weise. Sein kleines Zimmer im Kirchenasyl der Brenzkirche reichte ihm zum schlafen, malen und archivieren aus. Eine andere Wahl hatte er damals nicht. Bei unseren Begegnungen fielen mir seine schönen Bilder sofort auf und Edrissa erzählte mir eines Abends seine Geschichte von Flucht und Ankommen, aber auch von Angst und Hoffnungslosigkeit. Ich konnte danach die ganze Nacht nicht schlafen und so ist dieses soziale Projekt über Nacht - so zu sagen entstanden. Ich erzählte Edrissa von meiner Idee. Er war sofort begeistert und voller Hoffnung. Es dauerte auch nicht lange bis wir unseren Eröffnungstermin hatten. In der vollbesetzten Brenzkirche auf dem Killesberg eröffnete Edrissa mit viel Gefühl, Musik und Farbe seine erste Ausstellung. Seine Kunstwerke waren bereits am ersten Tag fast alle verkauft. Die Medien berichteten über sein Schicksal und die Öffentlichkeit bekam zum ersten Mal Kenntnis über die Dramatik seines noch jungen Lebens. Edrissa bekam seine erste große Chance. Nach bestandenen Aufnahmeprüfungen an der Aka Stuttgart konnte Edrissa (eigentlich) studieren, was aber mit seinem damaligen Abschiebestatus nicht möglich gewesen wäre. Daher entschied er sich zuerst eine Ausbildung zu machen, um später seinen Lebensunterhalt durch eigene Arbeitsleistung finanzieren zu können. Derzeit ruht sein Studium noch, damit er seine Ausbildung zum Maler und Lackierer, welches er im Juni 2021 abschliesen wird, beenden kann. Sein Arbeitgeber ist sehr zufrieden mit seinen Leistungen und hat ihm bereits einen Arbeitsvertrag vorgelegt, den er dankend unterzeichnet hat. Wenn Edrissa seine Bleiberecht noch verlängert bekommt, kann ich mit gutem Gewissen ins Bett gehen und Danke an alle die uns dabei geholfen haben, dass Edrissa Saidy nicht nur ein neues zuhause gefunden hat, sondern auch eine Perspektive für sein Leben!